Die Seelen rüsten - zur Kritik der staatskirchlichen Militärseelsorge
„Die Seelen rüsten“. Zur Kritik der staatskirchlichen Militärseelsorge. Herausgegeben von Rainer Schmid, Thomas Nauerth, Matthias-W. Engelke und Peter Bürger. (edition pace 8.) Norderstedt, August 2019. ISBN: 9783749468041; Seitenzahl: 456; zahlreiche farbige Abbildungen; Preis 15,99 Euro. Mit der Direktbestellung bei BoD fördern Sie die Friedensbibliothek der edition pace; das Werk ist auch überall vor Ort im Buchhandel bestellbar.
Ein neuer Sammelband beleuchtet die staatskirchliche Militärseelsorge und erschließt Vorbilder der Befreiung
Nach dem im Juli erschienenen Sammelband „Im Sold der Schlächter“ über die Militärseelsorge im Hitlerkrieg legen wir mit dem zweiten Titel „Die Seelen rüsten“ eine aktuelle Kritik der staatskirchlichen Militärseelsorge vor. Kooperationspartner ist wieder das Ökumenische Institut für Friedenstheologie. Dieses Buch enthält in erster Linie Beiträge aus christlicher Sicht, doch es kommen auch Vertreter einer antimilitaristischen, humanistischen und laizistischen Kritik zu Wort.
Im Zuge der Remilitarisierung wurde ab 1950 in Westdeutschland ein neues Militärkirchenwesen aufgebaut. Federführend beteiligt waren geistliche Assistenten des Hitlerkrieges aus beiden Konfessionen. Pazifistische Abweichler wurden in den Kirchen zum Teil kaltgestellt, während die militärfreundlichen Amtsträger der Regierung treu zu Diensten standen.
Die Militärpfarrer sind bis heute Beamte und dem Bundesministerium für das Militärressort zugeordnet, das sie aus Steuergeldern auch besoldet. „Auf dem Felde“, das heißt im Einsatz außer Haus oder im Ausland, tragen die Seelsorger sogar den Tarnanzug der Soldaten. Der staatskirchliche Charakter dieses Komplexes liegt offen zutage. Es spricht vieles dafür, ihn als unvereinbar mit den Anforderungen des Grundgesetzes zu betrachten.
Die Kirchen in der DDR blieben hingegen staatsfern und nahmen später einen entschiedenen Friedens-Standort ein, der sie allein an Jesus von Nazareth band. Ihre Seelsorge für Wehrpflichtige, Bausoldaten und Verweigerer vollzog sich unabhängig, als rein kirchliche Aufgabe. Nach der staatlichen Vereinigung wurden die Erfahrungsschätze der „DDR-Christenheit“ ignoriert. Kritik an der staatskirchlichen Verflechtung, wie sie Pfarrer Axel Noack (Kirchenprovinz Sachsen) 1990 vorgetragen hat, ist 2019 dringlicher denn je: „Mit dem Militärseelsorgevertrag geht die Kirche eine >Grundbindung< an die Armee ein, die der Freiheit ihrer Verkündigung gefährlich werden kann ... (Es) hat die Kirche sich ohne Not in eine Bindung begeben, die die Klarheit ihres Zeugnisses verdunkeln muss ... Im demokratischen Rechtsstaat … besteht nicht die Nötigung zu einem Militärseelsorgevertrag.“
Derzeit gibt es in vielen Kirchen der Christenheit einen Aufbruch hin zur biblischen „Doktrin“ der aktiven Gewaltfreiheit und zu einem entschiedenen Friedenszeugnis – mit klarem Standort im Sinne der Botschaft Jesu. Dass jüngst mehrere Bücher von hochrangigen Militärseelsorgern erschienen sind, die die staatliche Militärdoktrin stützen, wirkt da nicht mehr ganz zufällig.
Unser Sammelband vermittelt Orientierung, Impulse und Befreiungswege für die Debatte über das Militärkirchenwesen – mit Texten von: Ralf Becker, Wolfram Beyer, Peter Bürger, Gerhard Czermak, John Dear, Matthias-W. Engelke, Erasmus von Rotterdam, Hanna E. Fetköter, Albert Fuchs, Joachim Garstecki, Matthias Gürtler, Ullrich Hahn, Georg D. Heidingsfelder, Hartwig Hohnsbein, Uwe Koch, Victoria Kropp, Gerhard Loettel, Walter Mixa, Franz Nadler, Thomas Nauerth, Martin Niemöller, Leo Petersmann, Rainer Schmid, Tertullian, Reinhard J. Voß, Bernhard Willner, Bernd Winkelmann und Hans Dieter Zepf.
Das Buches enthält insgesamt 46 Beiträge, thematisch gegliedert nach zehn Abteilungen:
1. Jesus und das Konstantinische Kirchentum
2. Antimilitaristische, humanistische und laizistische Kritik der Militärseelsorge
3. Wiederbewaffnung und Neuaufbau des Militärkirchenwesens
4. Friedenszeugnis ohne staatskirchliche Verflechtung in der DDR – Durchsetzung des westdeutschen Modells
5. Stimmen aus dem Versöhnungsbund
6. Sakralisierung des Militärkomplexes
7. Ökumenische Initiativen zur Abschaffung der staatskirchlichen Militärseelsorge
8. Stimmen aus dem Kreis der katholischen Friedensbewegung
9. Wie staatstreu sind die Kirchen in der Friedensfrage?
10. Beistand für Soldaten, Infrastrukturen des Friedens und Vorbilder einer neuen Freiheit
Im Zuge der Remilitarisierung wurde ab 1950 in Westdeutschland ein neues Militärkirchenwesen aufgebaut. Federführend beteiligt waren geistliche Assistenten des Hitlerkrieges aus beiden Konfessionen. Pazifistische Abweichler wurden in den Kirchen zum Teil kaltgestellt, während die militärfreundlichen Amtsträger der Regierung treu zu Diensten standen.
Die Militärpfarrer sind bis heute Beamte und dem Bundesministerium für das Militärressort zugeordnet, das sie aus Steuergeldern auch besoldet. „Auf dem Felde“, das heißt im Einsatz außer Haus oder im Ausland, tragen die Seelsorger sogar den Tarnanzug der Soldaten. Der staatskirchliche Charakter dieses Komplexes liegt offen zutage. Es spricht vieles dafür, ihn als unvereinbar mit den Anforderungen des Grundgesetzes zu betrachten.
Die Kirchen in der DDR blieben hingegen staatsfern und nahmen später einen entschiedenen Friedens-Standort ein, der sie allein an Jesus von Nazareth band. Ihre Seelsorge für Wehrpflichtige, Bausoldaten und Verweigerer vollzog sich unabhängig, als rein kirchliche Aufgabe. Nach der staatlichen Vereinigung wurden die Erfahrungsschätze der „DDR-Christenheit“ ignoriert. Kritik an der staatskirchlichen Verflechtung, wie sie Pfarrer Axel Noack (Kirchenprovinz Sachsen) 1990 vorgetragen hat, ist 2019 dringlicher denn je: „Mit dem Militärseelsorgevertrag geht die Kirche eine >Grundbindung< an die Armee ein, die der Freiheit ihrer Verkündigung gefährlich werden kann ... (Es) hat die Kirche sich ohne Not in eine Bindung begeben, die die Klarheit ihres Zeugnisses verdunkeln muss ... Im demokratischen Rechtsstaat … besteht nicht die Nötigung zu einem Militärseelsorgevertrag.“
Derzeit gibt es in vielen Kirchen der Christenheit einen Aufbruch hin zur biblischen „Doktrin“ der aktiven Gewaltfreiheit und zu einem entschiedenen Friedenszeugnis – mit klarem Standort im Sinne der Botschaft Jesu. Dass jüngst mehrere Bücher von hochrangigen Militärseelsorgern erschienen sind, die die staatliche Militärdoktrin stützen, wirkt da nicht mehr ganz zufällig.
Unser Sammelband vermittelt Orientierung, Impulse und Befreiungswege für die Debatte über das Militärkirchenwesen – mit Texten von: Ralf Becker, Wolfram Beyer, Peter Bürger, Gerhard Czermak, John Dear, Matthias-W. Engelke, Erasmus von Rotterdam, Hanna E. Fetköter, Albert Fuchs, Joachim Garstecki, Matthias Gürtler, Ullrich Hahn, Georg D. Heidingsfelder, Hartwig Hohnsbein, Uwe Koch, Victoria Kropp, Gerhard Loettel, Walter Mixa, Franz Nadler, Thomas Nauerth, Martin Niemöller, Leo Petersmann, Rainer Schmid, Tertullian, Reinhard J. Voß, Bernhard Willner, Bernd Winkelmann und Hans Dieter Zepf.
Das Buches enthält insgesamt 46 Beiträge, thematisch gegliedert nach zehn Abteilungen:
1. Jesus und das Konstantinische Kirchentum
2. Antimilitaristische, humanistische und laizistische Kritik der Militärseelsorge
3. Wiederbewaffnung und Neuaufbau des Militärkirchenwesens
4. Friedenszeugnis ohne staatskirchliche Verflechtung in der DDR – Durchsetzung des westdeutschen Modells
5. Stimmen aus dem Versöhnungsbund
6. Sakralisierung des Militärkomplexes
7. Ökumenische Initiativen zur Abschaffung der staatskirchlichen Militärseelsorge
8. Stimmen aus dem Kreis der katholischen Friedensbewegung
9. Wie staatstreu sind die Kirchen in der Friedensfrage?
10. Beistand für Soldaten, Infrastrukturen des Friedens und Vorbilder einer neuen Freiheit